Edelweiß-Bergpreis 2024: Motorsport-Schätze und Weltmeister am Roßfeld

16.09.2024

Vorbereitungen für Legends Grand Prix 2025

Rossfeldrennen 2024 (c) maic
Rossfeldrennen

Eine Veranstaltung wie aus dem Bilderbuch, das verspricht auch die heurige Ausgabe des Roßfeldrennens zu werden. Es ist eine nostalgische Zeitreise in die 60er Jahre mit einzigartigen, historischen Fahrzeugen.

Renommierte Automobilhersteller und Sammler öffnen die Schatzkammern, um ihre motorisierten Juwelen nach Berchtesgaden zu bringen. Schöner als vor der grandiosen Kulisse der Berchtesgadener Alpen könnten man sie nicht in Szene setzen: Historische Sport-, Touren-, Renn- und Formelwagen, Motorräder, Servicefahrzeuge, Renntransporter, Polizei-, Feuerwehr- und Krankenwagen wird es da zu bewundern geben.

Einen ersten Einblick gab es jetzt bei der Präsentation im Hans-Peter Porsche Traumwerk in Anger. Genauer gesagt im faszinierenden Spiegelzelt, einer neuen Attraktion im Traumwerk. Es wurde um die Jahrhundertwende gefertigt und erst kürzlich von der Familie Porsche angekauft. Seither steht es im Traumwerk und verzaubert mit einzigartiger Atmosphäre und nostalgischer Eleganz. „Wir planen darin mehrere Veranstaltungen zu verschiedenen Themen wie das Jazzfestival Bayern, Tanzabende usw.“, berichtete Traumwerk-Geschäftsführer Sven Boessow, „es kann auch privat gemietet werden.“

Beim Rossfeldrennen mit dabei auch wieder klingende Namen aus der Motorsportwelt: Stig Blomqvist (Rallye-Weltmeister 1984), Jochen Mass (bis zur Ära Michael Schumacher neben Wolfgang von Trips erfolgreichster deutscher Formel 1-Pilot), Hans-Joachim „Strietzel“ Stuck (u.a. Le Mans-Sieger, Formel 1-Pilot, Endurance-Weltmeister 1985, DTM-Meister 1990) und Rudi Lins (1967 Sportwagen Berg – Europameister, Porsche Werksfahrer).

Blomqvist wird den legendären Audi S1 quattro nach Berchtesgaden bringen – jenes Auto mit dem er den Rallye-Weltmeister-Titel holte. Stuck will unter anderem mit seinem DTM-Meisterauto das Roßfeld bezwingen.

Insgesamt werden rund 155 Renn-, Touren- und Formel-Wagen am Start sein. Dazu kommen rund 25 Motorräder aus der Vorkriegszeit. Mit dabei auch rund 20 Oldtimerbusse. „Die haben sich bei früheren Ausgaben als echte Publikumslieblinge erwiesen“, sagt Veranstalter Joachim Althammer.

Das Publikum hat die Möglichkeit, schon am Freitag (27. September, ab 12 Uhr) alle Fahrzeuge zu bestaunen und die prominenten Teilnehmer auf dem Weihnachtsschützenplatz in Berchtesgaden zu treffen.

Der komplette Reinerlös der Veranstaltung kommt geistig behinderten Menschen im Berchtesgadener Land zugute.

Motorsport mit Tradition

Noch lange bevor es in Österreich die ersten Rundstreckenrennen gab – Salzburgring und Österreichring (heute Red-Bull-Ring) wurden erst 1969 eröffnet – ging´s in Berchtesgaden schon rennmäßig auf die Berge. Bereits in den 1920er Jahren lockte das Salzbergrennen renommierte Rennfahrer nach Berchtesgaden. Zwischen 1925 und 1928 fanden auf der steilen Sandstrecke von Berchtesgaden zum Obersalzberg Bergrennen mit Motorrädern und Automobilen statt. Unvergessen ist zum Beispiel das Duell zwischen Hans Stuck und Rudolf Caracciola im Jahr 1928.

Ab 1958 war das Rennen auf der Roßfeldstraße bei Berchtesgaden ein internationaler Wettbewerb für Tourenwagen, Grand-Tourisme-Fahrzeuge und Sport- und Formel Junior-Wagen. Ab 1961 wurde es als Lauf zur Europa-Bergmeisterschaft gewertet. Bekannte Rennfahrer, wie Sepp Greger, Edgar Barth, Gerhard Mitter, Hans Herrmann, Rolf Stommelen und Johannes Ortner, siegten beim „Internationalen Alpen-Bergpreis Roßfeld“.

Am 8. Juni 1968 kam am Roßfeld der italienische Bergspezialist Ludovico Scarfiotti am Steuer eines Porsche 910 Bergspyder beim Training ums Leben. Neben den bekannten Werksfahrern der großen Automobilhersteller starteten in den verschiedenen Klassen ambitionierte Privatfahrer – auch einheimische Autosportfreunde. Fast alles, was vier Räder hatte – vom Porsche bis zum Goggomobil – wurde bergwärts gejagt. Eine Besonderheit waren die Hartmann Spyder und Formel Junior-Rennwagen aus Berchtesgadener Produktion – leistungsstarke und zuverlässige Fahrzeuge, die durchaus ihre Liebhaber fanden. Mit der Energiekrise kam 1973 das endgültige Aus für das Bergrennen und damit auch für eine der größten Zuschauerattraktionen in Berchtesgaden.

Rennwagen der Familie Stuck

Sonderthema auf dem Roßfeld sind heuer die „Rennwagen der Familie Stuck“. Dazu erwartet Veranstalter Joachim Althammer mit seinem Team ca. 10 Rennwagen, die der legendäre „Bergkönig“ Hans Stuck bzw. sein Sohn Hans-Joachim „Strietzel“ Stuck im Laufe der Jahrzehnte über Berg- und Rundstrecken pilotierten. Im Fokus wird dabei der originalgetreue Nachbau des Auto Union Typ C aus 1936 sein, mit dem Stuck Senior 1936/37 Grand-Prix-Rennen bestritt und dabei in neun Läufen vier Podestplätze erreichte. 1938 gewann Stuck mit diesem Wagen den Großen Bergpreis auf dem Großglockner.

Rudi Lins mit EM-Boliden aus 1967

Der Berg-Europameister von 1967, der im Juni 80 Jahre alt gewordene Rudi Lins, wird auf dem Roßfeld jenen Porsche Carrera 6 steuern, den er damals auch in den Berchtesgadener Alpen einsetzen konnte.

„Das ist mein Roßfeldauto von 1967. Ich hätte nicht gedacht, dass ich noch einmal die Gelegenheit bekomme, dieses Auto hier zu fahren. Ich habe viele positive Erinnerungen an diese Zeit“, erklärte der Bludenzer. „Hinauf aufs Roßfeld ist durch die schnellen Kurven immer ein tolles Erlebnis. Leider konnte ich hier nie gewinnen. Zwei Mal schied ich mit Defekten aus, und bei den anderen Rennen war mein Porsche-Kollege Sepp Greger etwas schneller“, erzählt Lins weiter, der von 1965 bis 1968 hier teilnahm – ehe er sich von den Bergen verabschiedete und ab 1969 Rundstreckenrennen bestritt, mit einem dritten Platz 1970 in Le Mans im Martini-Porsche 908 als Höhepunkt mit Teampartner Helmut Marko.

Stressfrei zum Fahrerlager

Samstag und Sonntag werden die Besucher ab 8 Uhr mit Shuttlebussen vom Bahnhof Berchtesgaden und dem Parkplatz in der Oberau stressfrei zum Fahrerlager gebracht. Dort können sie auch in die beliebten Oldtimerbusse umsteigen, von denen rund 20 im Einsatz sein werden.

Vorbereitungen Legends Grand Prix 2025

Neben dem Roßfeldrennen laufen bei Veranstalter Joachim Althammer die Vorbereitungen für den Legends Grand Prix 2025 auf vollen Touren. Der soll nächstes Jahr vom 2. bis 5. Oktober 2025 auf dem Salzburgring stattfinden. Ein Fest für Motorsportfreunde und ein Event für Familien – so das Konzept.

Monoposti, Sport- und GT-Wagen der 1920er- bis 1980er-Jahre werden im Nesselgraben ihre Runden drehen. Besucher bekommen zudem die Möglichkeit die Boliden im Fahrerlager aus der Nähe zu betrachten und sich mit deren Fahrern auszutauschen. Der Legends Grand Prix will aber nicht nur den Blick zurück auf glanzvolle Epochen des Rennsports werfen, sondern auch die automobile Zukunft darstellen. Deshalb wird Autobauern und Zulieferern die Möglichkeit geboten, ihre Konzepte für die Mobilität der nahen Zukunft zu präsentieren.

In einem eigenen Bereich wird auf ca. 2.500 Quadratmetern ein historischer Jahrmarkt speziell für Familien mit Kindern aufgebaut. Neben einem Riesenrad und verschiedenen Kinderkarussells wird es auch ein Zirkuszelt mit Vorführungen an allen Tagen geben.

Erstmals wird der beliebte Salzburger Bauernherbst auf dem Salzburgring gastieren und regionale Produkte präsentieren – als weiteres Highlight im kulinarischen Angebot.

Neben einem großen Händler- und Ausstellungsbereich wird es auch eine Kunstmeile sowie einen Bereich für Jugendliche geben.

Für Besucher wird ein kostenloser Transport mit öffentlichen Verkehrsmitteln von der Stadt Salzburg zum Salzburgring organisiert. So soll es ein möglichst umweltschonendes Event werden, wie Althammer betont.

 

Weitere Informationen:

www.rossfeldrennen.de

www.legends-gp.com

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