Salzburger Festspiele 2026: Spannendes Programm mit Sorgenfalten
04.12.2025
Herausfordernde Zeiten, auch für die Salzburger Festspiele – das war der unüberhörbare Grundtenor von Intendant Markus Hinterhäuser bei der Präsentation des Jahresprogramms der Salzburger Festspiele 2026.
Eine Weltlage, die weiterhin schlimm sei, habe ihn inspiriert bei der Programmauswahl den Focus auf die Zerbrechlichkeit der Liebe zu setzen, so Hinterhäuser. Daneben verspricht er aber auch viel Unterhaltung mit „schöner Leichtigkeit“.
Dazu zählen insbesondere die 80 Konzerte, unter anderem in der Kollegienkirche, die der neue Konzertchef Axel Hiller bei seinem Premierenauftritt vor versammelt Presse präsentierte.
171 Aufführungen in 45 Tagen an 19 Spielstätten sowie 37 Vorstellungen im Jugendprogramm „jung & jede*r“ – das ist das beeindruckende Programm, welches vom 17. Juli bis 30. August 2026 bei den Salzburger Festspielen über die Bühne gehen wird.
Sorgen bereitet Hinterhäuser sichtlich die Suche nach einem Ausweichquartier für das große Festspielhaus während der Umbauarbeiten. Der Intendant ließ vorsichtig seine Vision einer mobilen Konzerthalle durchklingen. Angesprochen auf den allgemeinen Sparkurs, zeigte er sich verwundert wie es zu dieser Finanzmiserie überhaupt kommen konnte und warnte vor dem Spar-„Fetisch“: „Wir müssen aufpassen nicht etwas zu verlieren, was man dann nicht mehr zurückbekommt!“ so Hinterhäuser. Kultur sei kein Luxusgut, unter anderem weil viele Arbeitsplätze daran hängen würden.
Gut 100 Journalisten, sowohl von nationalen als auch von bedeutenden internationalen Medien, waren der Einladung der Salzburger Festspiele gefolgt, um in der SalzburgKulisse der Programmpräsentation für den Festspielsommer 2026 beizuwohnen.
Carmen – das Dunkelste und Grausamste
Künstlerisch steht im Sommer 2026 Carmen im Rampenlicht. Die energetische Temperatur hoch, mit trügerischer Energie. Ein Sinnbild für unsere Zeit: Was man nicht besitzen kann, das muss man zerstören. Carmen betritt wie eine Naturgewalt die Bühne, ehe sie am Ende wie ein Stier niedergestreckt wird. „Carmen ist das Dunkelste und Grausamste im Programm 2026“ – so die Kurzinterpretation von Hinterhäuser.
COSÌ FAN TUTTE – Die Vollversion nach Corona-„Light“
Ein Comeback der besonderen Weise erlebt COSÌ FAN TUTTE. 2020 war die Neuinszenierung Teil des Corona-Programms. Die ursprünglich geplante Version konnte aber nur in abgespeckter Version zur Aufführung gelangen, da behördliche Auflagen – unter anderem keine Pausen, um Menschenansammlungen zu vermeiden – nur eine „light-Version“ zuließen. Im Festspielsommer 2026 kommt nun die ursprünglich geplante „Vollversion“ zur Aufführung.
Von Ariadne auf Naxos bis hin zu Schnee von gestern
Eine Mischung aus Komödie und Tragödie verspricht die Produktion aus der Feder von Hofmannsthals und Strauss in Ariadne auf Naxos. Tragödie und Komödie überlagern sich - ebenso die Welt der Trauer und Leichtigkeit. Um diese von den Festspielmitbegründern Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal geschaffene Parodie auf die Wiener Bourgeoisie in die Gegenwart zu versetzen, verlegt Ersan Mondtag, der von Intendant Markus Hinterhäuser zu seinem Salzburger Festspiel-Debüt eingeladen wurde, die Insel Naxos in die Sphären des Wüstenplaneten Mars. Elīna Garanča singt die Titelpartie, Kate Lindsey verkörpert den Komponisten. Manfred Honeck dirigiert die Wiener Philharmoniker. Premiere der Neuinszenierung ist am 2. August im Haus für Mozart. Fünf weitere Aufführungen bis 28. August.
Die bitterböse Abrechnung mit dem Theateralltag im Speziellen und der Kulturlosigkeit im Allgemeinen findet in der ätzenden Satire auf die Heuchelei und Oberflächlichkeit der Gesellschaft im Molière’schen „Menschenfeind“ ein beredtes, ebenso traurig-komisches Pendant.
Elfriede Jelineks jüngstes Drama, „Unter Tieren“, zielt ebenfalls in die Untiefen einer verlogenen Gesellschaft – und zeichnet sprachgewaltig den Weg „in die Apokalypse des Kapitalismus“.
Ein Gegenbild zu den Auswüchsen des Kapitalismus – nämlich ein Leben in Armut und Hingabe – liefert Oper Saint François d’Assise. Hier scheinen die physikalischen Gesetze von Raum und Zeit aufgehoben, die spirituelle Entgrenzung und die Loslösung von gesellschaftlichen Verbindlichkeiten auf die Spitze getrieben. Im Mittelpunkt dabei die Vita des heiligen Franz von Assisi. Ein Stück, das bereits Anfangs der 90iger bei den Festspielen für Furore gesorgt hatte. Die Premiere der Neuinszenierung findet am 4. August in der Felsenreitschule statt.
Neu im Programm auch Peter Handkes Schnee von gestern, Schnee von morgen, der an keine Zeit- und Ortsgrenzen gebunden ist. Stilles Nachdenken über die Zeit und in der Erkundung des Erlebens und Erinnerns steht dabei im Mittelpunkt.
Dem gegenüber steht der rastlos Suchende, der in der Figur des Faust entgegentritt: der Archetyp des modernen, nach Wissen, Erfahrung und Erfüllung strebenden Menschen. – Beide vermessen die Welt, jedoch auf ganz unterschiedliche Art; sie bewegen und verlieren sich in inneren und äußeren Gedanken- und Seelenlandschaften.
Ein geballtes Programm für das ein Gesamtbudgets von 77,27 Mio. Euro geplant ist.

