Mozart: Liebesg´schichten, Geldnöte und mehr
28.11.2025
Neue Mozart-Attraktion im SalzburgerLand
Mozarts Geburtshaus in der Getreidegasse und das Mozart-Wohnhaus am Markartplatz faszinieren jährlich rund 500.000 Besucher. Damit gehören sie zu den meistbesuchten Museen Europas und wichtigsten Kultureinrichtungen Österreichs. Jetzt kann das Mozart-Wohnhaus mit einer neuen Attraktion aufwarten: Die Stiftung Mozarteum Salzburg – sie ist unter anderem Betreiberin der beiden Museen – beeindruckt mit einer neuen Mozart-Autographen-Sammlung.
Autographen – das sind handschriftliche Dokumente, wie Briefe, Manuskripte oder handsignierte Dokumente, berühmter Persönlichkeiten. In diesem Fall stammen die Dokumente von „Salzburg´s berühmtesten Sohn“ bzw. aus dessen Umfeld. Die Teils recht spektakulären Dokumente gibt’s ab sofort bis 1. Februar 2026 als Sonderausstellung im Mozart-Wohnhaus zu sehen.
Deutscher Virologe als Mozart-Sammler
Die zwölf originalen Handschriften der Mozart-Familie stammen aus der Sammlung von Hans Joachim Eggers. In der fast 150-jährigen Geschichte der Internationalen Stiftung Mozarteum bilden sie den seit langem relevantesten Neuzugang in der Sammlung. Mit dabei unter anderem ein Brief, in dem Mozart mit seiner Schwester 1787 den Nachlass des verstorbenen Vaters regelt sowie der Brief, in dem Wolfgang Amadé seiner Mutter 1778 erstmals von seiner ersten großen, jedoch unerwiderten Liebe, berichtet.
Der Kölner Virologe Hans Joachim Eggers (1927–2016) war es, der eine private Sammlung mit Originalhandschriften von Wolfgang Amadé und Leopold Mozart zusammentrug. Es ist die bedeutendste private Mozart-Sammlung, die in Deutschland und Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg entstand. Bescheiden, wie Eggers war, blieb die Sammlung vor den Augen der Öffentlichkeit verborgen. Salzburg und der Stiftung Mozarteum war Eggers jedoch als langjähriger Besucher der Mozartwoche verbunden. Dank seiner Nachfahren sind nun zwölf Stücke aus dieser einmaligen Kollektion an die Internationale Stiftung Mozarteum gelangt, überwiegend als Schenkungen. Es ist der größte Zuwachs für die weltweit umfangreichste Sammlung an Briefen und Dokumenten zur Mozart-Familie seit den Vermächtnissen der beiden Mozart-Söhne Carl Thomas und Franz Xaver Mozart im 19. Jahrhundert.
Hans Joachim Eggers hatte der Stiftung Mozarteum lange vor seinem Tod vage eine Übergabe in Aussicht gestellt. Im Sinne Eggers konnten nun zwölf herausragende Stücke aus den Händen der Kinder von der Internationalen Stiftung Mozarteum übernommen werden.
Johannes Honsig-Erlenburg (Präsident der Internationalen Stiftung Mozarteum): „Es ehrt und freut uns ganz besonders, dass Familie Eggers diese einzigartigen Mozart-Handschriften der Internationalen Stiftung Mozarteum überlässt. Das zeigt zum einen eine Großzügigkeit, wie wir sie selten erleben. Zum anderen bestätigt diese Entscheidung einmal mehr die herausragende Stellung der Stiftung Mozarteum als stete Bewahrerin von Mozarts Erbe und als führende Mozart-Institution weltweit.“
Mozart-Autographe: wertvolle Auktionsobjekte
Zwischen 1975 und 1990 haben etliche Mozart-Autographe, die sich in Privatbesitz befanden, die Besitzer gewechselt, nachdem sie in den wirtschaftlich schwierigen Jahren der Inflation und Wirtschaftskrisen zwischen 1920 und 1935 auf den Markt gekommen waren. Hans Joachim Eggers hatte mit einem exzellenten Blick für Qualität vor allem bei Auktionen in England und Deutschland erfolgreich geboten, einzelne Stücke kamen aus dem deutschen Autographenhandel hinzu. Typischerweise haben Kinder noch großen Respekt vor dem Eifer, mit dem die Eltern ihre Sammlung zusammengestellt haben, während die Enkel sie wieder auf den Markt bringen. Dieser Kreis, aus dem sich der internationale Autographenhandel speist, ist hier auf glückliche Weise durchbrochen.
Ulrich Leisinger (wissenschaftliche Leiter der Stiftung): „Die Sammlung Eggers vereinigt einige der interessantesten Mozart-Autographe, die in den letzten 50 Jahren auf dem Markt waren. Diese Stücke helfen uns, Mozarts faszinierende Lebensgeschichte noch anschaulicher zu machen.“
Die zwölf Autographe der Sammlung Eggers im Detail:
Acht Briefe und Dokumente:
- Anna Maria Mozart und Wolfgang Amadé Mozart | Brief an Leopold Mozart in Salzburg, Mannheim, 17. Januar 1778
Im Postskriptum zu einem Brief seiner Mutter berichtet Mozart erstmals, allerdings ohne ihren Namen preiszugeben, von Aloisia Weber. Mozart war von den technischen Fähigkeiten der damals 16-jährigen Sopranistin tief beeindruckt. Kurze Zeit danach begann Mozart, sie zu unterrichten – und verliebte sich in sie. Doch Mozarts erster große Liebe war kein Glück beschieden, Aloisia wies ihn ab.
- Wolfgang Amadé Mozart | Brief an Martha Elisabeth Baronin von Waldstätten in Wien, Wien, 15. Februar 1783
Die 1744 geborene Baronin Martha Elisabeth Waldstätten war eine Freundin, Förderin und großzügige Unterstützerin Mozarts und seiner Frau Constanze. In diesem Brief bat Mozart dringend um Hilfe bei der Tilgung von Schulden, da sich Hoffnungen auf Einnahmen durch den Verkauf von Abschriften der drei Klavierkonzerte KV 413–415 nicht erfüllt hatten.
- Wolfgang Amadé Mozart | Brief an Leopold Mozart in Salzburg, Wien, 10. Februar 1784
Bei seinem letzten Salzburger Aufenthalt im Spätsommer 1783 hatte Mozart mit dem Salzburger Abbé und Dichter Giambattista Varesco eine neue Oper, L'oca del Cairo KV 422, begonnen. In diesem Brief aus Wien berichtet Mozart seinem Vater, dass er die Komposition wegen eiligerer Aufträge unterbrechen müsse; letztlich nahm er die Arbeit an der Oper gar nicht mehr auf.
- Wolfgang Amadé Mozart | Brief an Maria Anna von Berchtold zu Sonnenburg in St. Gilgen, Wien, 1. August 1787
Leopold Mozart war am 24. Mai 1787 im Alter von 67 Jahren im Tanzmeisterhaus verstorben. Mit diesem Brief, der heute merkwürdig distanziert erscheint, wurde die Aufteilung des Nachlasses zwischen Mozart und seiner Schwester Maria Anna von Berchtold zu Sonnenburg, geb. Mozart, die damals in St. Gilgen lebte, abschließend geregelt.
- Wolfgang Amadé Mozart | Brief an Constanze Mozart in Wien, Frankfurt am Main, 8. Oktober 1790
Im Herbst 1790 war Mozart auf eigene Kosten nach Frankfurt am Main gereist, um von den vielfältigen kulturellen Aktivitäten rund um die Krönung von Kaiser Leopold II. zu profitieren. Er berichtete Constanze von seinen kleinen Erfolgen und von der Hoffnung, genug Geld zur raschen Rückzahlung drückender Schulden verdienen zu können.
- Wolfgang Amadé Mozart | Brief an Anton Stoll in Baden bei Wien, Wien, vermutlich Ende Mai 1791
Mozart bittet Anton Stoll, den Organisten und Musikdirektor in Baden, darum, ihm das Aufführungsmaterial für die C-Dur-Messe KV 317 zurückzusenden, weil er es in Wien selbst benötige. Des Weiteren hoffte er auf Unterstützung bei der Suche nach einem geeigneten Quartier zu ebener Erde für seine Frau Constanze, die während ihrer Schwangerschaft eine sechswöchige Kur antreten sollte.
- Johann Andreas Schachtner | Brief an Maria Anna von Berchtold zu Sonnenburg in St. Gilgen, Salzburg, 24. April 1792
Als Mozarts Schwester Maria Anna nach dem Tod ihres Bruders um Beiträge zu seiner Biografie gebeten wurde, wandte sie sich mit Rückfragen an einen Jugendfreund, den Hoftrompeter Johann Andreas Schachtner. Dieser schrieb für sie „Einige sonderbare Wunderwürdigkeiten von seinem 4 bis 5 Jährigen Alter, auf deren Wahrhaftigkeit ich schwören könnte“ auf.
- Einladung zur Mitgliedschaft in einem Männerbund | vermutlich Salzburg, vor dem 24. November 1799 |
Dieses kuriose Dokument von unbekannter Hand mit der Einladung zum Eintritt in einen Männerbund in Salzburg war ursprünglich Beilage eines Briefs von Mozarts Schwester Maria Anna vom 24. November 1799 an den Verleger Breitkopf & Härtel in Leipzig. Hans Joachim Eggers besaß diesen Brief nur kurzzeitig, und die Beilage ist danach vielleicht nur versehentlich bei ihm verblieben.
Vier Musikhandschriften:
- Wolfgang Amadé Mozart | Miserere in a KV 85 (Fragment), Abschrift von Leopold Mozart, vermutlich Bologna 1770
Das Miserere in a KV 85 ist nur in einer Abschrift Leopold Mozarts überliefert. Wolfgang hat den 50. Psalm 1770 im Stil von Padre Giovanni Battista Martini, bei dem er damals in Bologna studierte, vertont. Die Abschrift bricht aber bereits mit Vers 16 ab.
- Wolfgang Amadé Mozart | Rondo in A für Klavier und Orchester KV 386, Autograph (Bl. 2–3 mit T. 23–62) | Datiert 19. Oktober 1782
Das Konzertrondo in A für Klavier und Orchester KV 386 stammt aus Mozarts zweitem Wiener Jahr. Das Werk ist nur unvollständig erhalten. Die Originalhandschrift war im 19. Jahrhundert in den Besitz eines Autographen-Sammlers gekommen. Dieser zerlegte es in immer kleinere Stücke, die er als Souvenirs verschenkte. Einige davon sind heute nicht mehr nachweisbar.
- Wolfgang Amadé Mozart | Zwei Freimaurerlieder KV 483 & KV 484, Autograph, Wien, Ende 1785/Anfang 1786
Das Freimauerlied für einen Vorsänger, Männerchor und Orgel Zerfließet heut, geliebte Brüder KV 483 wurde zusammen mit dem Lied Ihr unsre neuen Leiter KV 484, das auf der Rückseite des Notenblatts steht, Bey der ersten feyerlichen Eröffnung der sehr ehrwürdigen Loge zur neugekrönten Hoffnung in Wien am 14. Januar 1786 erstmals gesungen.
- Kyrie in D von Georg Reutter d. J. | Abschrift von Wolfgang Amadé Mozart, KV Anh. A 26 (früher KV 91), Wien, um 1787/88
Dieses ungewöhnliche Manuskript umfasst die ersten 22 Takte eines Kyrie von Georg Reutter d. J. von Mozarts Hand. Maximilian Stadler, der Constanze bei der Sichtung des Nachlasses ihres verstorbenen Mannes unterstützte, hielt es irrtümlich für eine fragmentarische Originalkomposition von Mozart und fügte 13 Takte hinzu, um auch dieses Manuskript zu „vervollständigen“.
Die Briefe, Dokumente und Musikhandschriften stehen allen Interessierten als Digitalisate zumgenauen Studium in der Bibliotheca Mozartiana digital zur Verfügung:
https://mozarteum.at/mozart-museen/eggers-sammlung#sammlung-eggers-die-ausstellungsstuecke
Die Internationale Stiftung Mozarteum
Wolfgang Amadé Mozart fasziniert die Menschen in aller Welt seit mehr als 250 Jahren durch seine Werke und seine Persönlichkeit. Die Internationale Stiftung Mozarteum ist die weltweit führende Institution zur Bewahrung und Verbreitung dieses unschätzbaren kulturellen Erbes und trägt die vielfältigen Facetten Mozarts in die Welt mit dem Auftrag, allen Menschen und Generationen den Zugang zu seiner Musik, seinem Leben und seiner Persönlichkeit zu eröffnen.
Die Stiftung Mozarteum setzt sich als Non-Profit-Organisation mit der Person und dem Werk Wolfgang Amadé Mozarts auseinander. Mit Initiativen in den drei Kernbereichen Konzertveranstaltung, Mozart-Museen und Wissenschaft schlägt sie die Brücke zwischen Bewahrung der Tradition und zeitgenössischer Kultur. Ihr Ziel ist es, wechselnde Perspektiven und neue Denkanstöße in der Auseinandersetzung mit dem Komponisten zu eröffnen. Seit 1956 veranstaltet die Stiftung Mozarteum rund um Mozarts Geburtstag im Jänner die Mozartwoche. Das Festival unter der Intendanz von Rolando Villazón lockt jedes Jahr tausende Besucher:innen aus aller Welt nach Salzburg. Mozarts Geburtshaus und das Mozart-Wohnhaus zählen zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Österreich.
Der Verein wurde 1880 von Bürgern der Stadt Salzburg als Internationale Stiftung Mozarteum gegründet und hat seine Wurzeln im "Dom-Musik-Verein und Mozarteum" von 1841. Mozarts Witwe Constanze sowie die Söhne Carl Thomas und Franz Xaver Wolfgang stifteten dem Verein den Großteil seiner persönlichen Erinnerungsstücke. Die Stiftung Mozarteum verfügt damit über die weltweit größte Sammlung an originalen Briefen, Porträts und Instrumenten der Mozart-Familie.

