Formula 1 Grand Prix von Aserbaidschan 2019: Baku als Garant für Spannung

24.04.2019

Nico Hulkenberg und Daniel Ricciardo (c) F1 Renault Group
Nico Hulkenberg und Daniel Ricciardo

Jetzt geht es für die Formel 1 nach Aserbaidschan, wo die Königsklasse in den vergangenen Jahren sehr unterhaltsame Rennen abgeliefert hat. Und das wird in diesem Jahr nicht anders sein. Der Streckenverlauf bietet einzigartige Herausforderungen und es wird interessant, zu sehen, welches Team den besten Kompromiss für die Mischung aus langen Geraden sowie langsamen Kurven findet. In Baku dreht sich jedoch nicht alles nur um die Performance. Um ein gutes Ergebnis zu erzielen, kommt es auch darauf an, sich aus Schwierigkeiten herauszuhalten.

Baku war Austragungsort für einige der spannendsten Rennen der vergangenen Jahre – in denen es auf der Strecke auch mal chaotisch zugegangen ist. Beim Großen Preis von Aserbaidschan 2017 kam das Safety Car dreimal zum Einsatz, im Jahr darauf zweimal. Aber warum geht es in den Straßen von Baku so wild zu?

Zunächst einmal ist es ein Straßenkurs. Die Autos sind auf relativ engen Straßen unterwegs, besonders in der Altstadt mit ihren Mauern und knappen Auslaufzonen. Dadurch fällt das Fahren zwar nicht zwangsläufig schwieriger aus, aber Fehler haben viel deutlichere Konsequenzen. In Baku kann jeder Fehler bedeuten, dass die Mechaniker plötzlich viel zu tun haben und der Fahrer selbst von draußen zuschauen muss.

Es ist entscheidend, die Reifen ins optimale Temperaturfenster zu bekommen. Um den bestmöglichen Grip zu bieten, benötigen Formel 1-Reifen Temperaturen um 100 Grad. In Baku kann es jedoch sehr schwierig sein, dieses Funktionsfenster der Reifen, allen voran der Vorderreifen, zu treffen. Der Große Preis von Aserbaidschan findet in diesem Jahr relativ früh statt, sodass die Streckentemperaturen normalerweise recht niedrig ausfallen. Tatsächlich könnte Baku die niedrigsten Asphalttemperaturen der gesamten Saison haben. Im vergangenen Jahr lag die durchschnittliche Streckentemperatur während des Rennens bei rund 25 Grad Celsius. Das ist eine relativ kühle Oberfläche, um mit Formel 1-Reifen darauf zu fahren. Selbst an einem sonnigen Tag liegen große Teile der Strecke im Schatten und erwärmen sich deshalb nicht.

Der Streckenverlauf erschwert die Lage zusätzlich, da die Reifen sich auf den langen Geraden und in den langsamen Kurven abkühlen. Dadurch wird einfach nicht genügend Energie erzeugt, um sie aufzuwärmen. Diese Herausforderung fällt umso schwieriger aus, sollte das Safety Car zum Einsatz kommen. Dann fahren die Autos noch langsamer als sonst und entwickeln noch weniger Energie in den Reifen. Deshalb tendieren die Fahrer in Baku oft zu aggressiven Aufwärmmanövern für ihre Reifen.

Der Baku City Circuit besitzt ein einzigartiges Streckenlayout, das quasi zwei Strecken in einer darstellt. Zur Hälfte ist es Monza, zur anderen Hälfte Monaco. Die lange Gerade mit einer harten Bremszone am Ende weist Ähnlichkeiten zum norditalienischen Highspeed-Kurs auf. Der winklige und enge Abschnitt durch die Altstadt erinnert hingegen an Charakteristiken des legendären Stadtkurses in Monte Carlo.

Diese ungewöhnliche Mischung sorgt für einen interessanten Balanceakt bei der Abstimmung des Fahrzeugs. So kühlen die Bremsen auf der langen Gerade vor der ersten Kurve erheblich ab – deutlich unter den Wert, bei dem die Bremsscheiben und Beläge die maximale Reibung erzeugen und deshalb am effektivsten funktionieren. Aus diesem Grund wäre es am besten, die Bremsbelüftungen zu verkleinern, um die Bremsen so warm wie möglich zu halten. Allerdings würden die Bremsen dann in der Altstadt überhitzen. Dort führt das Fehlen längerer Geraden dazu, dass die Bremsen zwischen den Kurven kaum Möglichkeiten haben, um sich zwischenzeitlich abzukühlen. Dadurch benötigen sie einen größeren Luftfluss durch die Bremsbelüftungen als die Teams sich im „ Monza-Teil“ der Strecke wünschen würden.

Als die Formel 1 in der Saison 2016 zum ersten Mal in Baku gastierte, tendierten die Teams zum Einsatz von High-Downforce-Paketen, um dadurch in den langsamen Kurven schnell zu sein. Allerdings stellten sie bald fest, dass der leicht höhere Downforce sie durch den erhöhten Luftwiderstand auf der langen Geraden Zeit kostete. Seitdem tendieren die Teams eher zu einem Paket mit geringerem Abtrieb. Die Flügel sind nicht ganz auf dem Niveau von Monza, sie befinden sich aber im mittleren Abtriebs-Bereich, den die Teams in Spa oder Montreal einsetzen.

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