Ganz schön Flimm

02.09.2010

Flimm packt ein und aus (Foto: (c) Chris Maier)
Jürgen Flimm

"Das Salzburger Kapitel 1987-2010", so heißt die ganz persönliche Bilanz, des scheidenden Intendanten der Salzburger Festspiele, in Buchform. Das Buch aus dem Müry Salzman Verlag wurde jetzt in Salzburg präsentiert. Speis und Trank gab es bei der Präsentation nicht. Dennoch schenkte der Autor höchst persönlich ein. Mit teils heftigen Wortspenden über Salzburg´s Politik und spitzen Bemerkungen über Berichterstatter.  Von jenen Medienvertetern, die weltweit über das Kulturfestivial berichten und somit Gratis-Werbung liefern, scheint er nicht viel zu halten. Alles was die rund 600 Journalisten über Salzburgs Festspiele schreiben, sei - so Flimm - ohnedies nicht richtig. Ob das pointierter Humor sein soll oder die pure Verdrossenheit eines scheidenden Intendanten, war nicht herauszubekommen. Keinen Zweifel ließ Flimm jedenfalls bei der Frage aufkommen, wie es um sein Verhältnis zu Salzburgs Bürgermeister bestellt ist. Dem Bürgermeister sei alles zu teuer, außer die Olympiade - wetterte Flimm. Und während  er sich lässig während der offiziellen Präsentation eine anraucht, schießt er weitere verbale Giftpfeil ab: Der Bürgermeister habe ihm gegenüber einmal eine sehr "unziehmliche  Bemerkung gemacht" und fügt hinzu: "Ich sage nicht was er gesagt hat, aber es war sehr böse. Ich bin daraufhin in mein Büro gegangen und habe zu meiner Mitarbeiterin gesagt: Das war´s! Das nächste Angebot das kommt, das nehme ich an."


Flimm beklagte auch, nach jeder erfolgreichen Spielzeit seiner Meinung nach vom Kuratorium runtergemacht worden zu sein. "Eigentlich hätte man uns zu einer Siegerehrung einladen müssen" vermeinte Flimm. In Wahrheit habe er den Eindruck gehabt, nach jeder Spielzeit auf der Anklagebank zu sitzen.

Dennoch will er das Buch über sein Wirken bei den Salzburger Festspielen nicht als Abrechnung verstanden wissen. Aber das Schmunzeln auf seinen Lippen ist nicht zu verkennen, wenn er verrät: "Das Buch soll keine Abrechnung mit Salzburg werden. Aber es gibt viele Leute die zwischen den Zeilen lesen können."

Jürgen Flimm studierte an der Universität Köln Theaterwissenschaft, Literaturwissenschaft und Soziologie. 1968 startete er bei den Münchner Kammerspielen seine Karriere als Regieassistent. 1972 wechselte er an das Nationaltheater Mannheim. Seine weiteren Wirkungsbereiche: Thalia Theater Hamburg, Schauspielhauses Köln,  Thalia Theater Hamburg, RuhrTriennale, Frankfurt,  Mailänder Scala, Metropolitan Opera, Royal Opera House Covent Garden, Berliner Staatsoper Unter den Linden, Hamburgische Staatsoper, Opernhaus Zürich, Bayreuther Festspielen und Fernsehregisseur.  Als Uni-Professor wirkte Flimm an den Universitäten Harvard, New York und Hamburg.

Flimm nimmt jetzt also seinen Hut. In Tränen ist - zumindest bei der Buchpräsentation - niemand ausgebrochen. Selbst in Salzburg sind Festspiel-Intendanten ersetzbar. Die Salzburger Festspiele gab es vor Flimm und es wird sie auch nach Flimm geben. Soviel ist sicher. Dennoch will er als Zuseher weiterhin zu den Salzburger Festpielen kommen. Ob mit Freikarte oder Zahlkarte bleibt wohl ein gut gehütetes Geheimnis.

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