Salzburgs lebendiges Brauchtum zur Osterzeit
22.03.2024
Palmsonntag, Gründonnerstag, Kreuzigung und Auferstehung von Jesus. Ostern ist das höchste Fest des Christentums und der Höhepunkt im Kirchenjahr. Egal ob mit der Familie oder in der Gemeinde: Die Salzburgerinnen und Salzburger verbinden mit der Karwoche ganz besondere Erlebnisse, bei der gefärbte Eier, ein „süßes“ Lamm oder der Schoko-Hase nicht fehlen dürfen.
Von Abtenau bis Zell am See gibt es viele Traditionen während der Karwoche. Die bekanntesten sind mit Sicherheit die „Ratschen“-Kinder oder auch die Antlasseier. Diese Eier werden von den Hennen am Gründonnerstag oder Karfreitag gelegt und sind Schutz und Segensbringer für Heim und Familie. Etliche Traditionen gibt es in Salzburg aber nur vereinzelt, teilweise sind sie sogar einzigartig. Das Landes-Medienzentrum hat sich sechs besondere Bräuche im Land während der Osterzeit näher angesehen.
Esel „Lucky“ geht in Kuchl voran
In der Tennengauer Gemeinde Kuchl startet die Karwoche mit einer tierischen Tradition. Seit rund 25 Jahren führt ein Esel von Landwirt Matthias Ramsauer am Palmsonntag den Umzug am Marktplatz an. „Der Brauch ist so entstanden, dass es nie einen richtigen Palmumzug im Ort gegeben hat. Gemeinsam mit dem damaligen Pfarrer haben wir die Idee geboren, dass wir einen Esel vorangehen lassen und es hat geklappt. Seither laufen die Leute ihm nach und wir bringen jedes Jahr einen schönen Umzug zusammen. Dabei spielt das Wetter keine Rolle, der Esel geht bei Regen oder Schnee. Der erste Esel hieß übrigens Fredi und seit ein paar Jahren ist es Lucky“, so Ramsauer.
Vorösterliches Pilgern im Flachgau
Am Dienstag werden rund 90 Männer und Frauen auf dem Europäischen Pilgerweg „Via Nova“ 20 Kilometer von Berndorf nach Köstendorf pilgern. „Die Nachfrage zu unserem Angebot ist sehr groß. Gerade in der Karwoche tritt bei vielen Menschen der Wunsch nach Spiritualität und innerer Einkehr vermehrt auf. Und das Gehen kann dabei viel Positives in einem auslösen. Im Flachgau liegt der Pilgerweg ,Via Nova‘ direkt vor der Haustüre und eignet sich damit perfekt für den Einstieg zum Pilgern“, berichtet der Obmann des Vereins „Via Nova“ Josef Guggenberger, der selbst ausgebildeter Pilgerwegbegleiter ist.
„Outdoor“ Speisenweihe in Liefering
Am Karsamstag Nachmittag findet seit einigen Jahren in Salzburg-Liefering eine Speisenweihe an verschiedenen Orten im Stadtteil statt. Beispielsweise auch bei der Haselwimmerkapelle. „Unser Pfarrassistent nimmt die Speisenweihe vor. Rund 30 Leute sind im Schnitt vor Ort. Je schöner das Wetter ist, umso mehr kommen. Diese Tradition gibt es seit der Corona-Pandemie. Damals war es aufgrund der Beschränkungen nur für wenige Gläubige möglich, in die Kirche zu gehen. Deshalb haben wir an unterschiedlichen Plätzen die Speisenweihe organisiert“, berichtet Alois Wallner, Obmann der Lieferinger Prangerschützen. Die Kapelle wurden in den 1990er Jahre von den Schützen aufgebaut.
Geweihtes Holz in St. Johann
Einen besonderen Osterbrauch gibt es in der Pongauer Bezirkshauptstadt St. Johann. Startschuss ist am Ostersonntag bereits um fünf Uhr in der Früh. „Bei der Auferstehungsfeier wird vor der Kirche ein vom Pfarrer geweihtes Osterfeuer angezündet. In das Feuer werden mit einem Stiel Holzstücke gehalten und angebrannt. Die Familien nehmen diese angebrannten und geweihten Stücke dann nach Hause. Bei einem Unwetter wird dieses besondere Holzstück in den Ofen gelegt und angezündet, damit das Haus von Blitz oder Hagel verschont wird“, erzählt der Gauobmann der Pongauer Heimatvereinigungen, Hans Strobl.
Kunstvolle Eier in Fusch
In Fusch an der Großglocknerstraße gestaltet Mariloise Jordan bereits seit Jahrzehnten filigrane Kunstwerke, beispielsweise aus Ostereiern. „Ich habe bereits als Kind mit dem Verzieren oder Bemalen der Eier angefangen. Ich hatte kein Geschenk für meine Mutter und so habe ich selbst etwas gestaltet“, erzählt die 1933 geborene Pinzgauer Künstlerin, die auch noch im hohen Alter tätig ist. „Die Hände sind ruhig, die Augen sind gut und ich arbeite sehr gerne. Mein Lieblingsthema sind die Blumen aber auch mit christlichen Symbolen gestalte ich meine Bilder oder Eier“, so Jordan.
„Gones“-Rennen im Lungau
Der Ostermontag wird im Tamsweger Ortsteil Wölting traditionell mit dem „Gones“-Rennen abgeschlossen. „Bei diesem österlichen Fangenspiel steht der Gänserich, wir nennen ihn ,Gones‘, mit dem Rücken zu einer Reihe von Pärchen und muss versuchen, die Frau zu erwischen. Schafft er es, so wird der vormalige Läufer zum neuen Gones. Neben Unterhaltung und Spaß war in früheren Zeiten das Rennen auch eine Möglichkeit für Männer und Frauen sich kennen zu lernen. Heute pflegt diesen Brauch noch die Dorfgemeinschaft von Wölting, früher gab es ihn aber im gesamten Bezirk“, weiß Michael Moser von der Lungauer Volkskultur.